NEWSLETTER SKEK
Sommer 2025
Liebe Mitglieder, liebe Interessentinnen und Interessenten,
wir hoffen, dass Sie diesen Sommer mit seinen vielfältigen Gelegenheiten zu Entdeckungen geniessen. Diese neue Ausgabe unseres Newsletters stellt Projekte und Initiativen vor, die den Reichtum und die Aktualität der Kulturpflanzenvielfalt in der Schweiz wie auch international sichtbar machen.
Sie finden darin Neuigkeiten von der SKEK mit der bevorstehenden Exkursion an die ZHAW sowie mit den Vorbereitungen unserer Herbstfachtagung. Auch unsere Mitglieder teilen ihre Aktivitäten: Rückblick auf den Tag der offenen Tür bei Zollinger Bio, Vernetzung rund um den Rotkohl organisiert von ProSpecieRara, Publikation eines neuen Standardwerks zu Kulturpflanzen, Jubiläumsausstellung von FRUCTUS sowie die Feier zum 40-jährigen Bestehen des Sortengartens in Erschmatt.
Auf nationaler Ebene geben wir einen Einblick in Forschungs- und Erhaltungsprojekte zu alpinen Kulturen, Saatgut und Biodiversität im Ackerbau. Schliesslich weiten wir die Perspektive mit mehreren europäischen Initiativen: Videos des Réseau Semences Paysannes, Aktivitäten des Netzwerks Let’s Liberate Diversity! und das Projekt RE-CEREAL, das eine erfolgreiche transalpine Zusammenarbeit illustriert.
Viel Vergnügen beim Lesen!
Die Geschäftsstelle der SKEK
Inhalt
Neues von der SKEK
Noch einige Plätze für die ZHAW-Exkursion verfügbar!
PGREL Fachtagung: die Wildverwandten der Kulturpflanzen
Neues von den Mitgliedern der SKEK
Degustation und Austausch zu seltenen Sorten – Fokus auf Rotkohl
Zollinger Bio: Ein Tag der offenen Tür im Zeichen der Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt
Neues Buch über die Kulturpflanzen der Schweiz
Jubiläumsausstellung von FRUCTUS
40 Jahre Sortengarten Erschmatt
National
Neues Leben für die Berggerste
Wildbiodiversität in den Ackerkulturen
Seeds4All – Fokus auf die Schweiz und ihre Bergkulturen
International
Drei Videos „Auf der Suche nach dem Weizen“
Let’s Liberate Diversity! – Porträt
RE-CEREAL, ein Modell der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Alpenraum
Neues von der SKEK
Noch einige Plätze für die ZHAW-Exkursion verfügbar!
Es sind noch einige Plätze frei für den wissenschaftlichen und praxisorientierten Austauschtag, den die SKEK in Zusammenarbeit mit der ZHAW am 1. Oktober 2025 in Wädenswil organisiert.
Neuer Anmeldeschluss: 20. September 2025
An diesem Tag haben Sie die Gelegenheit, die Arbeiten der ZHAW zur Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen in den Bereichen Apfel, Beeren, Gemüse und Reben kennenzulernen.
Das detaillierte Programm sowie das Anmeldeformular finden Sie hier.
PGREL-Fachtagung: Die Wildverwandten der Kulturpflanzen – 13. November 2025
Wir freuen uns, unsere nächste Fachtagung zu den pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (PGREL) anzukündigen. Diese findet am 13. November 2025 im Ausbildungszentrum Wald in Lyss (BE) statt.
Das Thema dieser Ausgabe lautet:
„CWR – Crop Wild Relatives: Was ist das? Wozu dient es?“
Die Wildverwandten der Kulturpflanzen (CWR) sind die Grundlage unserer Ernährung und spielen eine wesentliche Rolle für deren Zukunft sowie für die Landwirtschaft. Sie stellen eine wertvolle Ressource für die Sortenzüchtung, den Erhalt der Biodiversität – sowohl wild als auch kultiviert – und die Anpassung an Umweltveränderungen dar.
Diese Tagung bietet die Gelegenheit, mehr über ihre Bedeutung, Erhaltung und Nutzung zu erfahren, dank der Beiträge von Fachleuten aus dem Bereich.
Der Tag umfasst:
Vorträge zu konkreten Projekten zur Erhaltung und Nutzung von CWR
Eine Podiumsdiskussion mit verschiedenen Spezialisten
Ein World Café, das die Teilnahme des Publikums an thematischen Diskussionen mit Experten fördert
Ausstellungen und einen Apéro mit Degustation
Der Empfang erfolgt bei Kaffee und Gipfeli. Die Veranstaltung wird zweisprachig (Französisch und Deutsch) mit Simultanübersetzung durchgeführt und bietet Ihnen Gelegenheit, die Ausstellungen während der Pausen zu entdecken.
Merken Sie sich bereits heute das Datum vor: 13. November 2025
Eine Einladung mit dem detaillierten Programm wird ab Ende September auf unserer Website bereitgestellt.
Neues von den Mitgliedern der SKEK
Degustation und Austausch zu seltenen Sorten – Fokus auf Rotkohl
Am Montag, 6. Oktober 2025, von 13:30 bis 17:30 Uhr, organisiert ProSpecieRara im Restaurant Rechberg in Zürich einen Netzwerk-Workshop für Fachleute aus Landwirtschaft und Gastronomie.
Diese Veranstaltung bietet die Gelegenheit, Spezialitäten aus seltenen Sorten zu entdecken und zu degustieren – mit einem besonderen Fokus auf verschiedene Rotkohlsorten.
Ziel ist es, die Begeisterung für seltene Sorten weiterzugeben! Dieser Anlass versteht sich vor allem als Plattform für Diskussion und Austausch: Erfahrungen zum Anbau und zur Nutzung teilen, Akteure des Ernährungssystems miteinander vernetzen und gemeinsam über Herausforderungen und Lösungen nachdenken, um mehr Vielfalt – vom Feld bis auf den Teller – zu fördern.
Ein Termin, den interessierte Fachpersonen nicht verpassen sollten – melden Sie sich unter www.prospecierara.ch an.
Zollinger Bio: Ein Tag der offenen Tür im Zeichen der Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt
Am 12. Juli 2025 öffnete das Familienunternehmen Zollinger Bio am Fusse der Walliser Berge seine Tore für einen erlebnisreichen Tag. In der grünen Umgebung der Evouettes-Ebene konnten die Besucher:innen zwischen Marktständen, Führungen und geselligem Beisammensein in die faszinierende Welt des biologischen Saatguts eintauchen – eine Welt, in der die Erhaltung und Züchtung von Kulturpflanzen im Mittelpunkt stehen.
Geführte Rundgänge durch die lebendigen Kulturen
Alle 30 Minuten, eingeläutet durch das Läuten einer Glocke, führten zweisprachige Rundgänge durch die verschiedenen Kulturen des Betriebes. Zuerst durch die Blumen – darunter der Schwefel-Chrysantheme, Mohn, Flachs und viele andere Zierpflanzen – und anschliessend zu den Gemüsekulturen, wo die eigentliche Arbeit der Sortenzüchtung und genetischen Erhaltung stattfindet. Hier wurde deutlich, wie ernsthaft und komplex eine Arbeit ist, die weit über die reine Samenproduktion hinausgeht.
Genetische Vielfalt bewahren: ein konkretes Engagement
Seit über 30 Jahren biologisch wirtschaftend, ist Zollinger Bio ein engagierter Akteur in der Saatgutvermehrung im Rahmen des Nationalen Aktionsplans zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (PAN-RPGAA). Dieses Programm soll die genetische Vielfalt der Kulturpflanzen bewahren, um die zukünftige Ernährungssicherheit zu gewährleisten und eine Grundlage für die Züchtung resistenter Sorten gegen Krankheiten oder den Klimawandel zu schaffen. Zollinger ist hier als von der Nationalen Samenbank beauftragter Produzent tätig: Samen aus der Genbank werden zur Vermehrung an Zollinger Bio übergeben, ein Teil davon wird anschliessend zur langfristigen Konservierung nach Changins zurückgebracht.
Einige Arten wie Knoblauch, Schnittlauch oder Spargel produzieren langfristig keine lebensfähigen Samen. Sie werden daher durch vegetative Vermehrung erhalten (z. B. durch Setzen von Zehen, Horstteilung oder Rhizomen), was ihre genetischen Eigenschaften bewahrt.
Andere Pflanzen wie Fenchel vermehren sich sexuell, das heisst durch die Bildung von Samen nach einer Befruchtung (häufig durch Fremdbestäubung zwischen Individuen). Jedes Pollenkorn bringt dabei eine einzigartige genetische Kombination ein. Um die gesamte genetische Vielfalt einer Sorte zu bewahren, ist es notwendig, mindestens 200 Individuen gleichzeitig anzubauen. Würde man sich auf nur wenige Pflanzen beschränken, ginge ein grosser Teil dieser Vielfalt verloren – Gene, die in Zukunft etwa zur Resistenz gegen neue Krankheiten oder den Klimawandel wertvoll sein könnten. Laut Guillaume, Gärtner bei Zollinger Bio, ermöglicht eine gut erhaltene Vielfalt, in Krisenzeiten wieder auf solche wertvollen Gene zurückzugreifen. Dies war beispielsweise bei einer Gerstensorte der Fall, die dank der in Erhaltungssammlungen bewahrten genetischen Vielfalt gerettet werden konnte.
Partizipative Selektion und Empfehlungen für die Zukunft
Zollinger Bio beteiligt sich auch an Sortenversuchen, wie aktuell mit 25 Zucchinisorten, oft mit Ursprung in Italien. Ziel ist es, diese Sorten zu charakterisieren (Blattform und -farbe, Blüten, Früchte usw.), um festzustellen, welche ein agronomisches oder kulturelles Interesse haben. Die Ergebnisse dieser Versuche werden es ermöglichen, dem BLW Empfehlungen zu geben, welche Sorten prioritär erhalten werden sollten.
Handwerkliches Know-how, unterstützt durch Technik
Der Produktionsprozess stützt sich auch auf spezialisierte Geräte: mobile Mähdrescher, Dichtetrenner, zweistufige Windsichter oder auch Samenzähler für wertvolle Arten wie Tomaten. Zollinger Bio setzt zudem einen autonomen Elektrotraktor ein, der biologisch abbaubare Folien aus Stärke verlegen kann – eine Innovation, die Effizienz und Nachhaltigkeit vereint.
Neues Buch über die Kulturpflanzen der Schweiz
Seit dem 1. September bereichert ein neues Standardwerk die Literatur zur Kulturpflanzenvielfalt. Mit seinem neuesten Buch Kulturpflanzen der Schweiz. Sortenvielfalt und historisches Erbe bietet der Biologe Peer Schilperoord, Gründer des Vereins für alpine Kulturpflanzen, eine umfassende, reich bebilderte Geschichte der Kulturpflanzen in der Schweiz.
Das Buch geht über die Synthese der bisherigen Reihe zu den Kulturpflanzen in der Schweiz hinaus. Es stellt zunächst die Faktoren dar, die die Kulturpflanzen geprägt haben, und zeichnet anschliessend die Geschichte einzelner Arten im schweizerischen Kontext nach.
«Ein Nachschlagewerk zu den Kulturpflanzen der Schweiz. Eine umfassende Geschichte und Dokumentation des Verlusts an Sortenvielfalt.»
— Peer Schilperoord
Dieses Werk, das sowohl den Reichtum als auch die Erosion unseres landwirtschaftlichen Erbes dokumentiert, wird an der Fachtagung der SKEK am 13. November ausführlicher vorgestellt.
Weitere Informationen: www.berggetreide.ch
FRUCTUS-Jubiläumsausstellung — Samstag 18. und Sonntag 19. Oktober 2025
Anlässlich seines 40-jährigen Jubiläums organisiert FRUCTUS am Wochenende des 18. und 19. Oktober 2025 in der ehemaligen Markthalle Basel eine Ausstellung mit rund 700 alten Obstsorten. Unter dem Motto «Obstsortenvielfalt geniessen!» werden verschiedene Degustationen, Workshops, Vorführungen und Informationsstände angeboten.
Im Rahmen der EUROPOM empfängt FRUCTUS an diesem Wochenende auch seine europäischen Partnerorganisationen, die ebenfalls Obstsorten sowie Obst-Spezialitäten aus ihren jeweiligen Ländern präsentieren. Begleitet wird die EUROPOM zudem von einem Rahmenprogramm mit Fachvorträgen.
Die SKEK nimmt mit mehreren ihrer im Obstbereich aktiven Mitglieder teil, ebenso wie das BLW, mit dem Ziel, ihre Arbeit bekannt zu machen und für die Sortenvielfalt sowie deren Erhaltung zu sensibilisieren.
Unter dem Motto «StreetFruit – Alte Sorten, neue Wege» zeigt das FoodCultureLab der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel beispielsweise, wie alte Obstsorten in moderne, raffinierte Streetfood-Kreationen verwandelt werden können.
Dank des Moduls des Vereins «ErlebnisMüllerThurgau» können Sie zudem das Werk des Schweizer Forschers, Lehrers und Pioniers des Tafel- und Mostobstanbaus Hermann Müller-Thurgau entdecken, der in diesem Jahr 175 Jahre alt geworden wäre.
Die Ausstellung ist am Samstag bis 22 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen: www.fructus.ch/expo-fruits-basel
40 Jahre Sortengarten Erschmatt – Rückblick auf den Partneranlass am 26. Juni 2025
Ein Tag im Zeichen der Sortenvielfalt, des Austauschs und der Zukunft
Rund 40 Jahre nach der Gründung des Sortengartens Erschmatt kamen Fachpersonen und Partnerorganisationen am 26. Juni 2025 in Erschmatt zusammen, um gemeinsam auf Erreichtes zurückzublicken, Perspektiven zu teilen und neue Wege in der Sortenerhaltung zu diskutieren.
Nach einer Führung durch den Sortengarten bot sich beim Apéro und Mittagessen die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen und zum Austausch.
Am Nachmittag stand der Festakt mit Ansprachen von langjährigen Wegbegleiter:innen des Sortengartens im Zentrum. Themen waren unter anderem der Aufbau des Gartens, seine Verankerung in Erschmatt sowie die Bedeutung der Walliser Sortensammlung als Kulturerbe.
Im anschliessenden Gesprächsteil wurde die Sortenerhaltung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet:
Was ist Sortenerhalt überhaupt?
Welche Bedeutung hat Sortenerhaltung heute – und wie sieht sie in der Praxis aus?
Welche Herausforderungen sind damit verbunden – logistisch, fachlich, institutionell?
Und welche Rolle spielt die Sortenvielfalt für die Landwirtschaft von morgen?
Vorstandsmitglieder der Erlebniswelt Roggen Erschmatt, VertreterInnen der Gemeinde Leuk, des Kantons Wallis, der SKEK sowie weiterer Organisationen aus der Pflanzenzüchtung, dem Naturschutz und der Landwirtschaft brachten ihre Erfahrungen und Perspektiven ein. Besonders wertvoll war die Offenheit im Austausch und der gemeinsame Blick nach vorn: Wie können wir Sortenerhaltung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstehen und gestalten?
Abgerundet wurde der Tag mit der Degustation eines besonderen Produkts aus einem Sortenerhaltungsprojekt einer Partnerorganisation aus dem Südtirol: Palarbirnen-Nektar, entwickelt durch die Bürgergenossenschaft Obervinschgau – ein geschmackvoller Ausdruck dessen, was gelebte Sortenvielfalt bedeuten kann.
Weitere Informationen: www.sortengarten.ch
National
Neues Leben für die Berggerste
Anlässlich des Internationalen Biertages stellte Agroscope ‘Alpetta’ vor — eine neue Braugersten-Sorte, die speziell für Bergregionen geeignet ist. Sie stammt aus einem Zuchtprogramm, das 2012 von mehreren Bündner Partnern (Amt für Landwirtschaft und Geoinformation, Plantahof, Gran Alpin, Bio Grischun, Bauernkooperative Graubünden) gestartet wurde, und vereint die Qualitäten moderner und lokaler Sorten.
Agronomisch zeichnet sich Alpetta durch eine frühe Reife und eine gute Anpassung an kurze, kühle Vegetationsperioden im Gebirge aus und weist zudem eine erhöhte Resistenz gegen Schwarzrost auf. Diese Eigenschaften ermöglichen den Anbau in anspruchsvollen alpinen Umgebungen, in denen herkömmliche Sorten oft scheitern.
Entstanden aus der Kreuzung der modernen Sorte Quench mit den traditionellen Bündner Sorten Ardez und Tschierv zeigt Alpetta, wie die regionale Sortenvielfalt die moderne Züchtung bereichern und Landwirten konkrete Lösungen bieten kann. Das Projekt bringt Forschende, Landwirte und Genossenschaften zusammen, um Saatgut zu vermehren, die Sorte in verschiedenen Terroirs zu testen und regionale Spezialitäten mit hoher Wertschöpfung – wie alpines Bier – zu entwickeln.
Wildbiodiversität in den Ackerkulturen
Ende August veröffentlichte das Forum Biodiversität Schweiz eine Studie zu innovativen Massnahmen zur Förderung der Biodiversität im Ackerbau. Zwei getestete Ansätze erwiesen sich als besonders vielversprechend:
Winterweizen in erweiterten Reihen: Der zwischen einzelnen Saatreihen freigelassene Raum bot Feldlerchen Brut- und Nahrungsplätze. Ergebnis: Der Bruterfolg stieg von 22 % auf 58 %, die Dichte von Nützlingen (Laufkäfer, Spinnen) nahm um 46 % zu, und der Schaden durch den Weizenchrysomelkäfer sank um 56 % – ohne signifikanten Ertragsverlust.
Mais mit Klee-Untersaatstreifen: Die Vielfalt und Häufigkeit granivorer und phytophager Laufkäfer stieg um 88 %, mit positiven Effekten auch über die eingesäten Streifen hinaus. Diese Massnahme geht jedoch mit einem leichten Ertragsrückgang einher (durchschnittlich −9 %).
Die Ergebnisse zeigen: Durch gezielte Anpassungen in den Anbausystemen kann die funktionale Biodiversität verbessert und die Ökosystemleistungen gestärkt werden – und dies bei gleichzeitig aufrechterhaltener landwirtschaftlicher Produktion.
Seeds4All – Fokus auf die Schweiz und ihre Bergkulturen
Das europäische Projekt Seeds4All stellt bemerkenswerte Saatgutinitiativen in ganz Europa vor. In einer aktuellen Seed Story widmete sich das Team der Schweiz – reich an einem einzigartigen landwirtschaftlichen Erbe in den Bergen und mit einem flexibleren Rechtsrahmen als in der EU: Seit 2017 können sogenannte «Nischensorten» ohne aufwendiges Verfahren registriert und vermarktet werden. Das erleichtert die Wiederaufnahme des Anbaus alter oder lokaler Sorten.
Im Artikel wird das Projekt «Grosskulturen der Berge» vorgestellt, das von Agroscope geleitet wird. Dabei werden drei fast vergessene alpine Kulturen – Perlgerste, Braugerste und Ackerbohne – in den Kantonen Wallis und Graubünden wieder eingeführt. Erzählt wird, wie der Sortengarten Erschmatt, das FiBL und Pionierbetriebe wie das Domaine des Dailles zusammenarbeiten, um diese Sorten wieder auf die Felder zu bringen, sie aufzuwerten und die Autonomie der Bäuer:innen zu stärken.
Trotz dieses günstigen Rahmens bleibt die Verbreitung dieser Kulturen eingeschränkt: durch einen kleinen Markt, die Knappheit an Saatgut und fehlende Verarbeitungsinfrastrukturen (z. B. Schälen oder Mälzen). Seeds4All zeigt, wie Kooperation zwischen Forschung, Erhaltung und Produktion helfen kann, diese Herausforderungen zu meistern und die Kulturpflanzenvielfalt im Herzen der Schweizer Berge lebendig zu erhalten.
International
Drei Videos «Auf der Suche nach dem Weizen»
Im Anschluss an die Veranstaltung «Auf der Suche nach dem Weizen», die vom Réseau Semences Paysannes (RSP) organisiert und im Juni 2023 in Bouchemaine durchgeführt wurde, wurden Erfahrungsberichte von Akteur.innen der partizipativen Forschung gesammelt.
Diese Berichte sind nun in drei Videos zusammengefasst, die einen Einblick in die seit fast zwanzig Jahren vom RSP geleistete Arbeit im Bereich der partizipativen Forschung geben. Ziel ist es, neue Wege der Wissensproduktion zu entwickeln – praxisrelevant und in Zusammenarbeit mit Forschungsteams.
Hier geht es zu den Videos:
- Bäuerliches Saatgut in Kollektiven (6 Min. 48 Sek.) — Mit dabei sind unter anderem BäuerInnen, ARDEAR AURA und Triticum.
Verschiedene Akteurinnen betonen die Bedeutung der Verbindung zwischen bäuerlichem Saatgut und den menschlichen Kollektiven, die es lebendig halten. - Partizipative Forschung (11 Min. 31 Sek.) — Mit dabei sind unter anderem das INRAE und D’une Graine aux Autres.
Mehrere Erfahrungsberichte zeigen die Vielfalt an Formen, die partizipative Forschung annehmen kann, sowie die Vielzahl an Themen, auf die sie angewendet werden kann. - Die bäuerliche Weizenauslese (8 Min. 54 Sek.) — Mit dabei sind unter anderem Isabelle Goldringer (INRAE) und Florent Mercier (Graines de Noé).
Bäuer*innen und Forscherinnen erzählen ihre Geschichten rund um die bäuerliche Selektion von Weizen – mit ihren positiven Aspekten und Herausforderungen.
Weitere Informationen: www.semencespaysannes.org
Let’s Liberate Diversity! – Ein europäisches Netzwerk für die Kulturpflanzenvielfalt
Die European Coordination Let’s Liberate Diversity! (EC-LLD) ist ein 2005 gegründetes europäisches Netzwerk, das 22 Mitgliedsorganisationen umfasst und rund 170 nationale Strukturen in über 20 Ländern vereint. Gemeinsam setzen sich diese Akteure – Landwirt:innen, NGOs, Saatgutkollektive und Forschende – dafür ein, bäuerliche und lokale Sorten zu bewahren, auszutauschen und wieder in den Anbau zu bringen. Diese sind für die Kulturpflanzenvielfalt und die Ernährungssouveränität unverzichtbar.
Heute repräsentiert das Netzwerk rund 15’000 Landwirt:innen, die aktiv etwa 40’000 Sorten in dynamischer Erhaltung bewirtschaften. Insgesamt beteiligen sich über 35’000 Mitglieder an diesem europaweiten Geflecht.
Das Netzwerk verfolgt drei Hauptachsen:
Politik – LLD stärkt die Kapazitäten lokaler Akteure und koordiniert kollektive Aktionen, um Einfluss auf die europäische Gesetzgebung zu Saatgut und Kulturpflanzenvielfalt zu nehmen. Ein markantes Beispiel ist die Kampagne Raise Our Forks, die über 130 Organisationen und 130’000 Bürger:innen mobilisierte, um die Rechte der Landwirt:innen und die Vielfalt des Saatguts im Rahmen der EU-Saatgutrechtsreform zu verteidigen.
Gemeinschaftliche ex-situ-Erhaltung – Das Netzwerk unterstützt die Schaffung und Verwaltung lokaler Saatgutbanken in ganz Europa, indem es Bürgerinitiativen ausbildet und begleitet.
Austausch und Schulungen – LLD organisiert Foren, Workshops und Trainings, die den Erfahrungsaustausch zwischen Praxisakteuren fördern, und entwickelt gleichzeitig leicht zugängliche pädagogische Werkzeuge.
Jedes Jahr organisiert das Netzwerk das Let’s Liberate Diversity!-Forum, einen wichtigen europäischen Treffpunkt und Mobilisierungsraum für die Akteure der Kulturpflanzenvielfalt. Die Ausgabe 2025, die vom 4. bis 6. September in Luxemburg stattfand, bot Workshops, Konferenzen und Diskussionsrunden, um die Zusammenarbeit zu stärken und gemeinsame Initiativen zu lancieren – beispielsweise eine weltweite Umfrage zu Saatgutnetzwerken.
Weitere Informationen: www.liberatediversity.org
RE-CEREAL – Ein Modell der grenzüberschreitenden Alpenkooperation
Das grenzüberschreitende Projekt RE-CEREAL (2016–2019), finanziert durch Interreg Italien–Österreich, widmete sich der Wiederentdeckung und Erhaltung traditioneller alpiner Getreidearten wie Hirse, Buchweizen und Hafer.
Durch die Zusammenarbeit von Forschung, Landwirtschaft und Industrie (Dr. Schär, Versuchszentrum Laimburg, Universitäten Udine und Innsbruck, Genossenschaft Kärntner Saatbau) konnten Sorten identifiziert und bewertet werden, die an die alpinen Bedingungen angepasst sind. Zudem wurden Anbaupraktiken optimiert, Verarbeitungsmethoden entwickelt und neue Produkte geschaffen – darunter mehrere glutenfreie.
Als Finalist des RegioStars Award 2018 zeigt RE-CEREAL ein erfolgreiches internationales Vorgehen, das Erhaltung, Wertschöpfung und Vernetzung rund um die Vielfalt der Kulturpflanzensorten miteinander verbindet.
Weitere Informationen: www.re-cereal.com